GLÜCK

Krise und Glück scheinen auf den ersten Blick nicht zusammen zu passen. Eher empfinden wir das Hereinbrechen einer Krise eher als Unglück und den Weg durch die Krise als leidvoll.

Die deutsche Sprache hilft uns da auch nicht wirklich, denn sie unterscheidet nicht zwischen dem Glück des Zufalls, dem Glück des Augenblick oder dem Glück des Tüchtigen. Glück ist im Deutschen eine Wundertüte und Unglück, das was darin manchmal fehlt. Erst recht in der Krise.

Auch das oft zitierte Chinesisch hilft uns nicht weiter. Zwar enthält das Chinesische Zeichen eine apokryphen und falschen Interpretation von J. F. Kennedy sowohl eine Gefahr wie eine Chance, doch das löst allenfalls ein Erkenntnisproblem, aber nicht das krisenentscheidende Umsetzungsproblem.

Welche Sicht auf das Glück hilft dann in der Krise. Die Positive Psychologie hat hierfür zunächst zwei Antworten zu bieten. Wen in der Krise das Glück des Zufalls verlässt, dem bleiben eben genau noch das Glück des Augenblick und das Glück des Tüchtigen oder Tugendhaften. Diese Vorstellung hat bereits der griechische Philosoph Aristoteles in seiner Nikomachischen Ethik vertreten und die Positive Psychologie knüpft daran an.

Auf Griechisch heißt das Glück des Augenblicks hedoné und das des Tüchtigen eudaimonia. Und die gute Nachricht ist, dass beide anders als das blinde Glück des Zufalls in unserer Macht stehen. Genuss und Freude lassen sich suchen und finden. Und der Lohn des Anstrengung und das Glück über die vollbrachte Tat lassen sich erarbeiten. Zwar lassen sich Erfolge nicht erzwingen und gerade in der Krise bleiben uns diese oft schmerzlich Lange verwehrt. Doch auch kleine Siege mehren das Glück.

Neben dem hedonistischen Glück des Augenblick und dem eudaimonischen Glück des Tüchtigen und Tugendhaften hat die Positive Psychologie noch andere Faktoren für authentisches Glück und subjektives Wohlbefinden gefunden, die uns auch noch in der Krise zugänglich sind und vor allem nachhaltig zu einem gesteigerten Glücksempfinden und einer permanent besseren Lebenszufriedenheit beitragen.

Das hedonistische Glück ist nämlich flüchtig und nutzt sich auch ab, wie der Rausch einer extatischen Erfahrung zwar im Moment großes Glück vermittelt, doch mit jeder Wiederholung immer weniger beglückend empfunden wird. Diese hedonistische Tretmühle der flüchtigen Freuden wie sex and drugs and rock’n’roll, Karriere oder Kohle taugt nicht alleine zum Glück. Zum Glück!

Zu diesen positiven Gefühlen müssen nach Martin Seligman noch vier weitere Faktoren kommen, um permanentes Glück zu finden, das bleibt. Nämlich engagierte Aufgehen in einer Aufgabe, die die eigenen Stärken optimal herausfordert, gute Beziehungen, Sinnempfinden und Erfolgserlebnisse im großen wie im kleinen.

Dementsprechend besteht Seligmans PERMA-Modell aus fünf Elementen, die im Englischen das Akronym PERMA wie permanentes Glück ergeben:

  • POSITIVE EMOTIONS / POSITIVE EMOTIONEN 
  • ENGAGEMENT
  • RELATIONSHIPS / BEZIEHUNGEN 
  • MEANING / SINN
  • ACCOMPLISHMENT / ERFOLG

Diese fünf Elemente fasst Seligman und mit ihm die Zunft der Positive Psychologen wie Konten auf, auf die wir einzahlen können durch größere oder kleinere Aktionen, Interventionen oder Perspektivenwechsel.

Und damit schließt sich der Kreis. Auch wenn das Hereinbrechen einer Krise in einem dieser Bereiche ein massives Defizit auslöst, so können wir die Bilanz doch durch aktive Einzahlungen auf die anderen Konten Schritt für Schritt ausgleichen.

Natürlich nicht mit einem einzigen Sprung nach vorn, denn der Weg durch die Krise ist ein Marathon kein Sprint. Doch mit entsprechendem Optimismus, beharrlichem Arbeiten an der eigenen Wirksamkeit, Wiederaufstehen nach Rückschlägen und vor allem mit unerschütterlicher Hoffnung ist der Weg durch die Krise zu bewältigen.

Dabei ist eine Erkenntnis vom Jakobsweg entscheidend: Es gibt keinen Weg ohne Schmerzen und selbst eine Wegstrecke mit Leiden kann trotzdem zu einem lohnenden Ziel führen.

So verstanden und in einem solchen Rahmen helfen uns die Strategien der Positiven Psychologie erfolgreich durch die Krise.